2. Der Heiland geboren...

Kaiser Augustus in jungen Jahren.
"Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde." (Luk. 2, 1)
Bild: unbekannt
In einer aus politsch und menschlicher Sicht vollkommen unpassenden Zeit gab es dann auf einmal einen "Verkündigungsengel". Doch der tritt nicht in der Hauptstadt Jerusalem auf, beim König oder im Tempel bei der Geistlichkeit, nein er steht nach unendlich langem, Jahrtausende langen Warten in Bethlehem auf den Feldern und spricht zu Hirten:
"Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids..."
Sollte da also nach dieser ewigen Warterei, nach dieser unaussprechlichen Sehnsucht endlich der Heiland, der Erlöser geboren worden sein?
Die Hirten wollten es nun schon genau wissen und sprachen untereinander:
"Laßt uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der HERR kundgetan hat."
Und sie beeilten sich "vor Ort" zu kommen und dort "fanden sie beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen."
Zurück gekommen, bemühten sie sich jetzt nicht um eine Theologieausbildung, nicht um eine Predigtlizenz, nicht um ein "Urheberrecht" an der Geschichte, sie gründeten keine "sozial-diakonische Arbeitsgruppe", sondern sie erzählten ganz einfach von dem, was sie gesehen und gehört hatten:
"Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war."
Diese "Verkündigung" erfolgte also nicht in "theologischen Sphären", nicht in "heiligen Räumen", sondern mitten im Alltag, ja in einer sehr notvollen Situation von Menschen.
Da sind Maria und Joseph, die, wie andere auch, wegen der Steuerschätzung des fernen römischen Kaisers unterwegs sind. Da ist diese Notunterkunft des ärmlichen Stalls, die versabberte Futterkrippe, in der das Kind, der Erlöser, liegt.
Eine Begegnung mit Gott - mitten im Alltag von armen, einfachen, gewöhnlichen Menschen. Heiligkeit und Profanität sind nicht getrennt, sondern gehen in wunderbarer Weise eine Symbiose ein.
Bei der "Darstellung Jesu" waren die Prophetin Hanna und der alte Simeon zugegen.
Ein Leben lang wartete Simeon auf den Trost Israels, auf den Heiland, auf den Erlöser. Nun hält er mit unendlicher Freude das Kind, den Sohn Gottes in seinen Armen:
"HERR, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitest hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volkes Israel."

Rembrandt: Simeon mit dem Christuskind.
Bild: unbekannt
Simeon erkennt in diesem Kind den von Gott versprochenen Messias, den Erlöser!
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