|
GESCHICHTE
- LEO VON KLENZE
|
Franz Karl Leopold von Klenze.
Einer der bedeutensten deutschen klassizistischen Architekten, Baumeister,
Maler und Schriftsteller.
* Am 29. Februar 1784 in Bockenem bei Hildesheim, † 27. Januar
1864 in München
|
Franz Karl Leopold von Klenze.
Bild: ??
|
Franz Karl Leopold von Klenze.
Bild: ??
|
Klenze war eines von
sechs Kindern des Amtmanns und späteren Hofrats Karl Klenze und
seiner Frau Theresia. Von 1798 bis 1800 besuchte er das "Collegium
Carolinum" (heute TU Braunschweig).
1800 begann er zunächst ein Jura-Studium an der Berliner Universität.
Unter dem Einfluss der Berliner Architektengesellschaft und ließ
er sich durch die Arbeiten von Friedrich David Gilly für das
Architekturstudium inspirieren und wechselte an die Bauakademie mit
dem Studium der Kameralbauwissenschaft für den höheren Bauverwaltungsdienst.
Die Bauakademie stand zunächst unter der Leitung von Friedrich
David Gilly. Nach dessen Tod führte Karl Friedrich Schinkel die
laufenden Bauvorhaben weiter.
Neben Schinkel gilt Leo von Klenze als bedeutendster Architekt des
deutschen Klassizismus. Beide Biographien sind eng miteinander verknüpft.
Beide haben in Berlin bei David und Friedrich Gilly erste architektonische
Anregungen gefunden.
1803 ging Klenze nach Paris, um sich als Gasthörer an der Ecole
Polytechnique mit den Werken von Jean-Jean-Nicolas-Louis Durand und
Charles Percier (Arc de Triomphe) auseinanderzusetzen.
Unter Charles Guillaume Alexandre Bourgeois bildete er sich in der
dekorativen Malerei aus.
Von Paris aus reiste er zum ersten Mal nach Italien.
Hier wurde ihm die Stelle als "königlicher Architekt"
beim jüngsten Bruder Napoléon Bonapartes, dem nach dem
Frieden von Tilsit installierten König Jérôme von
Westphalen angetragen.
Dieser ernannte ihn im gleichen Jahr, trotz fehlender Erfahrung, zum
Hofarchitekten und 1810 zum Hofbaudirektor. Im Rahmen seiner Aufgaben
entstand 1810, innerhalb von nur neun Monaten, sein erstes Gebäude,
das Ball- oder Commedienhaus auf der Napoleonshöhe in Kassel.
In Kassel heiratete Klenze am 28.8.1813 Felicitas Blangini aus Turin.
Aus der Ehe gingen 3 Söhne und 2 Töchter hervor.
Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft 1813 verlor Klenze seinen
Arbeitgeber und zog mit seiner Familie nach Paris.
Auf der Suche nach neuen Auftraggebern für seine Arbeiten wechselt
Klenze blitzschnell die Fronten und reist 1814 zum Wiener Kongress.
Den Teilnehmern trägt es sein "Projet de Monument à
la Pacification de l'Europe" vor, wie er es später mit der
"Wallhalla" teilweise realisieren konnte.
Auf dem Weg nach Wien traf er in München (allerdings erfolglos)
zum ersten Mal Kronprinz Ludwig. In der Zeit der "Herrschaft
der Hundert Tage" Napoléons wandte er sich wieder Paris
zu.
Nach der endgültigen Niederlage Napoléons bei Waterloo
am 18. Juni 1815 (an den Kämpfen war auch Jérôme
Bonaparte beteiligt) kam es am 20. November 1815 zum "Zweiten
Pariser Frieden".
Zu diesem Anlass hielt sich auch Kronprinz Ludwig, der mit den siegreichen
bayerischen Truppen in Paris einmarchiert war, in der Stadt auf. Es
kam zu einem neuen Treffen zwischen dem Kronprinzen und Klenze. Und
es war ausgerechnet Ludwig, der Gegner Napoléons, der nach
der Rückkehr der Bourbonen, Klenze aus seiner prekären Situation
befreite.
Ludwig, der bereits viele Kunstwerke der antiken Welt gesammelt hatte,
wünschte nach den jahrelangen Kriegswirren einen "Tempel
der Kunst" für seine Sammlerstücke zu errichten.
Die Baumeister Carl Haller von Hallerstein und Johann Heinrich Wolff
bewerben sich um den Auftrag. Ludwig, in der Diskussion über
seinen "romantischen Historismus", anscheinend gerade wieder
enttäuscht von seinem bisher favorisierten Architekten Carl von
Fischer, lädt Klenze ein, ebenfalls an dem Architekturwettbewerb
für eine geplante Glyptothek teilzunehmen.
Klenze gewinnt den Wettbewerb.
Immer noch auf Karriere in der Weltstadt Paris hoffend, nimmt Klenze
nur widerstrebend den Auftrag an. Er ist zunächst enttäuscht
von München: Eine kleine Stadt mit rund 40.000 Einwohnern, ein
Kurfürst, mit einem von Mannheim mitgeschleppten Hofstaat, der
Neuerungen nicht zugetan war. Zudem eine fest gefügte Beamtenschaft,
in der Hofbauintendant Andreas Gärtner sein Gegenüber ist.
So tritt er 1816 die Stelle zunächst als Privatarchitekt des
Kronprinzen an. Im gleichen Jahr erfolgt jedoch die Ernennung zum
königlichen Hofarchitekten durch Max I. Joseph von Bayern.
Nach zielstrebig betriebener Ablösung des vierundsiebzigjährigen
Andreas Gärtner wird er 1818 zum Königlichen Hofbauintendanten
und zum Leiter des gesamten staatlichen Bauwesens in Bayern (Obersten
Baubehörde) berufen.
Damit beginnt seine Münchener Karriere, die er nach der Thronbesteigung
Ludwigs I. noch festigen kann.
Die wesentlichen Arbeiten:
Glyptothek in München (1815-1830)
Walhalla bei Donaustauf (1815-1842)
Alte Pinakothek in München (1816-1836)
Reise nach Athen (1834) an den Hof Otto I. und Aufsicht über
die antiken Denkmäler.
Propyläen am Königsplatz in München (1816-1862)
Umbau des Ismaninger Schlosses für den Stiefsohn Napoleons, Eugène-Rose
de Beauharnais (1816)
Leuchtenberg-Palais - ebenfalls für de Beauharnais - nun Herzog
von Leuchtenberg (1817-1821)
Wiederaufbau des Nationaltheaters in München (1823-1825)
Königsbau der Residenz in München (1823-1835)
Neue Eremitage in St. Petersburg für den russischen Zaren Nikolaus
I. (1839-1851)
Befreiungshalle bei Kelheim (1847-1863)
Klenze beschäftigte sich während seiner Studienzeit in Paris
überwiegend mit der "Revolutionsarchitektur" der funktionalen
Gliederungen und klaren Grundrisse.
Später prägte ihn napoleonische Staatsarchitektur. Unter
Ludwig I. wandte er sich dann dem hellenistischen Klassizismus zu.
Aber er übernahm mit seinen Bauten auch andere Stilformen: Die
Alte Pinakothek im florentinischen Stil des Bramante, die Glyptothek
mit römischen Formen, die Allerheiligen-Hofkirche im romanisch-byzantinischen
Stil, das Odeon und das Leuchtenberg-Palais im Stil der italienischen
Renaissance, der Königsbau im florentinischen Palaststil des
Brunelleschi, der Festsaalbau im Stil des Palladio, die Walhalla bei
Regensburg, die Befreiungshalle bei Kelheim, die bayrische Ruhmeshalle
und die Propyläen in München, jene im römischen, diese
beiden im hellenischen Stil, die Grabkapelle der rumänischen
Fürstenfamilie Stourdza in Baden-Baden, mit einer Kombination
aus italienischer Romanik und Renaissance.
Klenze machte München durch seine städtebaulichen Planungen
und Bauten zu einer Residenzstadt von europäischem Rang, wobei
er auf die Arbeiten seiner Vorgänger, wie Karl von Fischer, der
als Hauptverantwortlicher für den Generalplan zur Neugestaltung
Münchens zuständig war, zurückgreifen konnte. Mit Ludwig
I. die gleichen Ziele verfolgend, München zu einer modernen Großstadt
werden zu lassen, geprägt vom Vorbild der europäischen Metropolen
Rom und Paris, hat er bis heute die Gestalt Münchens entscheidend
bestimmt.
Klenze war ein begabter Architekt, Baumeister, Maler und Schriftsteller.
Trotzdem war seine Person, vor allem durch sein oft taktisches, selbstherrliches,
unlauteres und zum Teil skrupelloses Verhalten, nicht unumstritten.
1853 wurde Klenze der Stelle als Direktor der obersten Baubehörden
in Bayern enthoben.
Für die Zweckbauten des Ludwigskanals taucht oft der Name Klenze
auf. Fakt ist, dass die Bauten von Pechmann im Rahmen der Kanalplanung
entworfen waren.
Klenze war zu dieser Zeit Leiter der Obersten Baubehörde und
Vorsitzender im Baukunstausschuß. Er hatte damit Einfluss auf
sämtliche Staatsbauten in Bayern. In diesen Funktionen wirkte
er sicher an der Gestaltung der Kanalbauten mit. Pechmann räumt
dies in einem seiner Bemerkungen auch positiv ein: "Mein Entwurf
zu diesen Häusern wurde in München an der Vorderansicht
so abgeändert, dass sie einen freundlichen und gefälligen
Anblick gewähren..."
Dass heute fast ausschließlich Klenze als der Erbauer gilt,
hängt - wie auch in anderen Fällen - mit dessen Verhalten
zusammen, sich in den Vordergrund zu stellen.
Der Neubau der Schwarzach-Brückkanals, nach dem Desaster der
ersten Brücke, scheint aber tatsächlich auf Klenze zurückzugehen.
|
Leo von Klenze - Lebenslauf
|
1800 |
Studium an der
Berliner Bauakademie bei David Gilly |
1803 |
Aufenthalt in Paris und
Gasthörer an der Ecole polytechnique bei Jean-Nicolas-Louis Durand
|
1806/07 |
Erste Studienreise nach
Italien |
1808 |
Hofarchitekt von König
Jerome Bonaparte von Westphalen, Theater Schloß Napoleonshöhe
und Planungen zum Ausbau der Residenzstadt Kassel |
1813 |
Flucht nach München
|
1814 |
Reise nach Wien - Entwürfe
für antinapoleonische Denkmäler |
1815 |
Begegnung mit Kronprinz
Ludwig von Bayern in Paris, Teilnahme am Wettbewerb zur Glyptothek
und Übersiedlung nach München
Hofarchitekt von König Max I. Joseph von Bayern. Grundstein Glyptothek
und Planung Königsplatz. Beginn der Planungen am Hofgarten. |
1816 |
Generalplan für die
nördliche Stadterweiterung Münchens: Ludwigstraße,
Briennerstraße, Odeonsplatz. |
1817 |
Hofbauintendant und Oberbaurat
im Ministerium des Inneren. Reise nach Florenz und Rom mit Kronprinz
Ludwig. |
1821 |
Grundstein Konstitutionssäule
in Gaibach |
1822 |
Zivilverdienstorden der
bayerischen Krone |
1823-24 |
Reise nach Sizilien |
1824 |
Anweisung zur Architektur
des christlichen cultus |
1825 |
Erste Ölgemälde.
Inthronisation König Ludwig I. von Bayern
Geheimer Oberbaurat. Grundsteinlegungen Odeon, Alte Pinakothek, Königsbau
der Residenz und Allerheiligenhofkirche. |
1829 |
Vorsitz im Baukunstausschuß |
1830 |
Vorstand der obersten Baubehörde.
Grundstein Walhalla bei Donaustauf. |
1833 |
Aufnahme in den Bayerischen
Erbadel. Verhandlungen in Berlin zur Begradigung des Rheins. Wettbewerb
Bayerische Ruhmeshalle.
Diplomatische Reise nach Griechenland. Revision Stadtplan von Athen.
Maßnahmen zur Restaurierung der Akropolis. Entwurf für
die Residenz König Ottos von Griechenland. |
1835 |
Kammerherr König Ludwigs
I. Aufnahme Institute of British Architects. |
1836 |
Bayerischer Kommissar der
geplanten Eisenbahnlinie und Inspektionsreise nach Frankreich, Belgien
und England. Audienz bei König Louis Philippe. Aufnahme Academie
francaise. Anhörung vor dem englischen Unterhaus. |
1839 |
Einladung von Zar Nikolaus
I. zur ersten Reise nach Rußland. Auftrag zum Bau der Neuen
Eremitage in Sankt Petersburg. |
1842 |
Eröffnung der Walhalla.
|
1843 |
Entlassung als Vorstand
der obersten Baubehörde. Grundstein Bayerische Ruhmeshalle mit
Bavaria. |
1848 |
Abdankung Ludwigs I. und
Inthronisation König Maximilians II. |
1851 |
Siebte und letzte Reise
nach Rußland. Reise zur Weltausstellung nach London. |
1852 |
Reise nach Paris und Unterredung
zum Ausbau des Louvre. Commandeur der Ehrenlegion. |
1853 |
Vorladung vor das britische
Parlament für den Bau eines Nationalmuseums in London. |
1855 |
Letzte Italienreise |
1859 |
Entpflichtung von der Hofbauintendanz |
1861 |
Ritter des preußischen
Ordens Pour le Merite. |
1862 |
Ehrenbürger der Stadt
München. Einweihung Propyläen. |
1863 |
Einweihung der Befreihungshalle
bei Kelheim. |
1864 |
Leo von Klenze stirbt am 27. Janaur
in München |
|
|