Mein Großvater, Konrad Seitz, wurde am 17. September 1881 im
Kanalwarterhäuschen (damals Röthenbach Haus-Nr. 8), zwischen
Röthenbach und Wendelstein geboren.
Sein Vater (Leonhard Seitz) war neben seinem Beruf als Steinbrecher
und Taglöhner auch Hilfskanalwärter. Dieser Posten wurde
nur besetzt, um den hohen Kanaldamm zu überwachen und zu sichern.
Die Aufgaben des Hilfskanalwärters waren hauptsächlich Kontrollgänge
am Kanal entlang in Richtung Neumarkt. Auch musste er den Pflanzenbewuchs
an der Kanalböschung eindämmen. Keine Bäume oder Sträucher
durften die Leine behindern, mit der die Pferde die Schiffe zogen.
Parallel zur Wasserstraße verlief auf der nördlichen
Kanalseite ein Abflussgraben, (Er führte auch unterm Kanalhäusla
durch.) Bisamratten bohrten oft Löcher in den Kanaldamm. Dort
trat Wasser aus. Das wurde durch den Graben in den Durchlass geleitet.
Das Säubern dieses Grabens war eine weitere Aufgabe des Hilfskanalwärters.
Im Graben gab es viele Frösche, die im Frühjahr laut quakten.
Aus Familienerzählungen kann ich noch weiter berichten:
Mein Großvater und seine Schwester gingen in Röthenbach
zur Schule den weiten Schulweg abzukürzen, setzten sie mit einem
Kahn über Kanal. Der Kahn war an einem langen Seil auf beiden
Uferseiten festigt, so dass er zu jeder Seite herübergeholt werden
konnte.
Neben dem Kanalwärterhäuschen befand sich zwar ein Brunnen,
doch die Familie holte ihr Trinkwasser nur aus einer Quelle, die in
der Nähe entsprang. Das Quellwasser schmeckte wirklich gut. Auch
ich habe es als Kind getrunken.
Jedes Frühjahr fertigte mein Großvater eine Einzäunung
für das kleine Grundstück, sie bestand aus jungen Kiefern
und Unterholz. Im Winter wurde dieser Gartenzaun regelmäßig
verheizt.
Einheimische nennen das Kanalhäusla heute noch "Seitzenshäusla".
Gudrun Vollmuth
|