LUDWIG II. - DER "MÄRCHENKÖNIG"
Ludwig II. war der älteste Sohn von Kronprinz Maximilian, dem
späteren Maximilan II. Auf Wunsch seines Großvaters Ludwig
I. wurde er Ludwig gerufen.
Nach der Abdankung von Ludwig I. - 1848 - wurde sein Vater König
und er damit zum Kronprinzen. Nach dem Tod von Maximilian II. - 1864
- wurde er im Alter von 18 Jahren Ludwig II., König von Bayern.
Bereits 1866 wurde Ludwig II. an der Seite Österreichs mit dem
Krieg gegen Preußen konfrontiert. Die Niederlage war schmerzlich:
30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung, Verlust des Bezirksamtes
Gersfeld und des Landgerichtsbezirkes Orb, Unterstellung der bayerischen
Truppen unter den preußischen Oberbefehl.
Hier wurde Ludwig mit 20 Jahren zum ersten Mal in vollkommene Gegensätze
hineingestellt:
Da der absolut deutsch denkende und handelnde Großvater Ludwig
I. - hier der erzwungene Krieg gegen das deutsche Preußen.
Da das sich in den Befreiungskriegen von Frankreich abgewandte Bayern,
- hier die Liebe zu Frankreich: Ludwig sah sich als Nachkomme Ludwig
XIV. und huldigte auf Herrenchiemsee französische Marschälle...
Da die Musik Wagners, von der er sich bezaubern ließ,- hier
ein Wagner, der München verlassen musste.
Da die Liebe zu einem selbstständigen Bayern, - hier der Antrag der Kaiserwürde an den preußischen König und die Unterstellung Bayerns unter die Vorherrschaft des Deutschen Reiches.
Und die Liste wäre fortzusetzen.
Ludwig versuchte, sich diesen seelischen Zerreißproben zunehmend
zu entziehen, indem er sich in Kulisse und Realität eine Traumwelt
aufbaute. Dazu gehörten auch die heute als märchenhaft empfundenen
Schlösser. Doch dieses "Märchen" wurde für
ihn immer schmerzlicher, und seine Vorstellungen immer skurriler.
Die Regierungsgeschäfte erledigten mehr und mehr seine Minister.
Am 9. Juni 1886 wurde er auf Betreiben der Regierung durch ein bis
heute zweifelhaftes Gutachten von Prof. von Gudden entmündigt.
Sein Onkel Luitpold übernahm am 10. Juni als Prinzregent die
Regierungsverantwortung.
Nach Schloss Berg am Starnberger See in Gewahrsam gebracht, fand
Ludwig am 13. Juni 1886 im seichten Uferwasser des Sees - zusammen
mit Gudden - den Tod.
Die Umstände des Todes sind bis heute umstritten, so dass daraus
eine Reihe von Gerüchten entstanden.
Ludwig II, wie seine Vorfahren, der Kunst, der Technik und allem Schönen
zugewandt, erlangte vor allem durch seine Bautätigkeit historische
Beachtung. Er war und ist durch seinen besonderen Lebensstil bis heute
schlichtweg der "Kini".
Vom Ludwig-Donau-Main-Kanal gab es nichts zu berichten, er war einfach da.
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